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Nachhaltige Materialien für Möbel
Alexander Kraus • 10. Mai 2020
Alternativen zum Standard

Massivholz aus der Region. Das ist die häufigste Antwort wenn man nach alternativen Materialien zum klassischen Spanplatten-Möbel fragt. Hinsichtlich kurzer Transportwege ist das sicher richtig, dennoch spielen weitere Faktoren u.a. eine wichtige Rolle:
• Arbeitnehmerrechte und Arbeitsbedingungen. Der Forstbetrieb erhält oder verbessert die soziale und wirtschaftliche Situation aller im Forstbetrieb Beschäftigten.
• Erhalt und Aufforstung. Der Forstbetrieb erhält die Umweltgüter des Waldes oder stellt diese wieder her. Negative Umweltauswirkungen durch die Bewirtschaftung werden vermieden, behoben oder abgeschwächt.
• Besondere Schutzwerte. Der Forstbetrieb erhält oder verbessert den Zustand besonderer Schutzwerte im Wald durch die Anwendung des Vorsorgeprinzips.
Im Handel erhältlich sind zertifizierte Hölzer, die eine nachhaltige Forstwirtschaft bestätigen: Übersicht Zertifizierungen
Nicht überall ist es sinnvoll und wirtschaftlich Massivholz zu verwenden. Für Rückwände, dekorative Zwecke und große Abmessungen beispielsweise können Plattenwerkstoffe eingesetzt werden:
Bambus-Holz.
Hierbei handelt es sich eigentlich um eine Grasart. Diese wächst extrem schnell nach und wird bei der Ernte nicht komplett vernichtet. Das Wurzelgeflecht bildet unentwegt neue Triebe. Der Anbau kommt ohne Düngemittel und Pestizide aus.
Fichte 3-Schichtplatte.
Durch kreuzweise verleimte Lagen wird eine besondere Stabilität erreicht. Das Holz zertifizierter Platten wird nachhaltig erwirtschaftet und eingesetzte Leime sind schadstofffrei.
Ökö- Spanplatte. Auf dem Markt verfügbar sind Spanplatten der Emissionsklasse E0. Als Leim verwendet der Hersteller den natürlichen Gerbstoff Tannin, der aus Baumrinde gewonnen wird.
OSB Platte.
Einige Hersteller bieten die Platte in F0 Qualität an. D.h. dem Bindemittel ist kein Formaldehyd beigesetzt.
Aber nicht nur auf die Auswahl verwendeter Holzmaterialien kommt es an.
Auch für Lacke & Farben
gibt es Alternativen. Naturwachse & kalt gepresste Öle sind die umweltfreundlichste Variante. Wird eine farbige Oberfläche gewünscht gibt es mineralische Systeme, ohne Mikroplasik und Lösemittel Anteil.
Bei der Auswahl der eingesetzten Kleb- und Dichtstoffe
kann der Schreiner auf Polyurethan- basierte Klebstoffe verzichten indem er altbewährten Dispersionsleim (Weißleim) oder Kauritleim verwendet. Fugen- Füller auf Lehm Basis sind eine echte Alternative zu Silikon & Acryl. Der Lehm-Fugenfüller setzt sich zusammen aus Natur-Baulehm, Kork, Blähglas, Talkum, Cellulose und pflanzliches Verdickungsmittel. Durch diese Zusammensetzung wird die nötige Elastizität erfüllt.
Es gibt Alternativen, wenn man weiß wo & wie.

Die Qualifikation des DGNB Registered Professional ermöglicht mir eine ganzheitliche Perspektive sozialer, ökonomischer und ökologischer Handlungsmöglichkeiten. Diese ist hilfreich um Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwelt zu realisieren, vom Gebäude bis zum Quartier. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen wurde 2007 von 16 Initiatoren unterschiedlicher Fachrichtungen der Bau- und Immobilienwirtschaft gegründet. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, Nachhaltigkeit zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. https://www.dgnb.de/de/

Nachhaltig = Teuer? Wenn ich ein als nachhaltig beworbenes Produkt sehe ertappe ich mich immer wieder bei dem Gedanken "..ist bestimmt teuer.." Wie sieht es im Bereich individuell angefertigte Einrichtungen aus? Grundsätzlich kann man sagen, eine individuelle Leistung kann niemals billig sein! Ein großer Teil der Kosten entfällt auf die persönliche Beratung, die Planung und die Anfertigung eines Möbelstückes oder einer Einrichtung. Die Materialkosten spielen oftmals eher eine untergeordnete Rolle. Ein Beispiel: Kunde Maier lässt sich vom Schreiner zu einem Einbauschrank beraten. Der Kunde erhält eine Skizze als Vorschlag und ein Angebot über 3000€. Was er nicht weiß: 500 € betragen die Materialkosten. 1000 € entfallen auf die Beratung & Planung. 1500 € auf die Herstellung. Verwendet der Planer nun von Anfang an möglichst Klima-freundliche Produkte, regional verfügbare Materialien und berücksichtigt weitere Aspekte der Nachhaltigkeit ändert das am Planungs-Aufwand wenig. Lediglich die Materialkosten steigen unter Umständen. Im Beispiel kostet der Einbauschrank letztendlich 300€ mehr. Fazit: Mit einem nachhaltig geplanten und angefertigten Möbel erhält der Kunde zusätzlich einen erheblichen Mehrwert. Die Entscheidung, ob die zahlreichen Vorteile den geringen Mehrpreis rechtfertigen ist für jeden Kunden individuell zu sehen. Genauso individuell wie seine Einrichtung. Über die einzelnen Vorteile einer nachhaltigen Einrichtung schreibe ich auf meiner Homepage und in den nächsten Beiträgen.